Gedenktafel für Rosa Luxemburg in Freiburg

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Stellungnahme des Freiburger Friedensforums zur Aufstellung einer Gedenktafel für Rosa Luxemburg im Stadtgarten Freiburg

In der Freiburger Zeitung „Der Sonntag“ vom 11. Januar 2015 wurde unter dem Titel „Mahnmal oder Vehikel?“ über das durch eine Unterschriftenliste von Freiburger Bürgerinnen und Bürgern unterstützte Vorhaben berichtet, eine Gedenktafel für die Pazifistin und Sozialistin Rosa Luxemburg im Stadtgarten Freiburg aufzustellen. Im März des Jahres 1914, also wenige Monate vor Ausbruch des 1. Weltkrieges hatte dort in der damaligen Festhalle in einer Veranstaltung der SPD Rosa Luxemburg vor mehr als 3000 Zuhörern zum Thema Militarismus und Volksfreiheit gesprochen. Das Vorhaben Gedenktafel wurde von der Unabhängigen Liste unterstützt, von den Grünen im Gemeinderat aber abgelehnt. Über die Gründe darf spekuliert werden. Maria Viethen, die Grünen-Fraktionsvorsitzende im Gemeinderat erklärte dazu, Rosa Luxemburg würde heute von der Partei Die Linke vereinnahmt.

Rosa Luxemburg war 24 Jahre lang führende Parteifunktionärin in der SPD, Mitbegründerin der USPD 1916 (unabhängige sozialdemokratische Partei Deutschlands), die Abspaltung der KriegsgegnerInnen von der SPD, und Ende Dezember 1918 zusammen mit Karl Liebknecht Gründerin der KPD.  Zwei Wochen später, Mitte Januar 1919 wurden beide von Rechtsradikalen ermordet.

Rosa Luxemburg führte auf dem internationalen Sozialistenkongress in London 1904 heftige Auseinandersetzungen mit Lenin über das Thema Demokratischer Sozialismus, den sie
vertrat, oder Herrschaft einer sozialistischen Kaderpartei, die Lenin vertrat. Rosa Luxemburg wurde 1916 wegen ihrer Kriegsgegnerschaft verhaftet und blieb bis November 1918 im
Gefängnis. Vom Gefängnis aus führte sie die genannte Auseinandersetzung mit Lenin brieflich weiter. Mitte der 20er Jahre erklärte die Führung der KPD Rosa Luxemburg zur
Revisionistin und trennte sich damit von ihrer Mitbegründerin. Rosa Luxemburg war innerhalb der sozialistischen Arbeiterbewegung eine unbequeme Denkerin und Kritikerin des
Bolschewismus. Auf ihren berühmten Ausspruch: Freiheit ist die Freiheit des anders Denkenden, bezogen sich beispielsweise linke Oppositionelle in der DDR.

Maria Viethen lehnt die Gedenktafel ab, wahrscheinlich aus Unkenntnis oder parteipolitischen Gründen. Die Grüne Partei befürwortet mehrheitlich die Auslandseinsätze der Bundeswehr. Da ist eine Gedenktafel über die Antikriegsrede Rosa Luxemburgs von 1914 unpassend.

Rosa Luxemburg war eine historische Vertreterin deutscher KriegsgegnerInnen und Pazifisten. Sie gehört damit auch zur Geschichte der deutschen Friedensbewegung ähnlich wie Bertha von Suttner, an die deutsche Medien aus Jubiläumsgründen kürzlich erinnerten.

Das Freiburger Friedensforum, eine Organisation der gegenwärtigen Friedensbewegung, ersucht den Freiburger Gemeinderat, einen positiven Beschluss zur Aufstellung der
genannten Gedenktafel zu fassen. Angesichts opulenter Kriegerdenkmale zur Kriegsverherrlichung in unserer Stadt, wie auch von Straßennamen zur Erinnerung an
deutsche Feldherren oder blutige Schlachten wird es höchste Zeit, sich auch in Freiburg öffentlich an historische KriegsgegnerInnen und FriedensstifterInnen zu erinnern.

gez. Horst Luppe

PS: Das Freiburger Friedensforum dankt der Redaktion der Zeitung „Der Sonntag“ für die obengenannte Veröffentlichung.

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