Mehrere hundert Menschen haben am ersten Freiburger Ostermarsch seit 1986 teilgenommen. Hauptredner Jürgen Grässlin sprach sich gegen Waffenlieferungen an die Ukraine aus.
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Geschätzt 500 Menschen nahmen an der Kundgebung der Freiburger Friedensbewegung teil. Foto: Michael Bamberger
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Klare Botschaft: Pazifismus. Foto: Michael Bamberger
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Geschätzt 500 Menschen nahmen an der Kundgebung der Freiburger Friedensbewegung teil. Foto: Michael Bamberger
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Klare Botschaft: Pazifismus. Foto: Michael Bamberger
Auch der Investition von 100 Milliarden Euro in die Bundeswehr erteilte er eine Absage. Die Verantwortung für den Krieg und die Gräuel in der Ukraine trage Russlands Präsident Wladimir Putin, seine Regierung und die Militärspitze. Dafür müssten ihm und den anderen vor dem Strafgerichtshof in Den Haag der Prozess gemacht werden.
„Unsere Botschaft muss sein: Herr Putin, stoppen Sie diesen völkerrechtswidrigen Krieg in der Ukraine – und zwar sofort“, sagte Grässlin, einer der bekanntesten Rüstungsgegner und Friedensaktivisten Deutschlands vor den geschätzt 500 Zuhörerinnen und Zuhörern, die am Donnerstag zu der Kundgebung auf dem Platz der Alten Synagoge gekommen waren.
Grässlin sprach sich für schnelle Verhandlungen und gegen Waffenlieferungen an die Ukraine aus. Diese hätten zwar zu partiellen Erfolgen geführt, seien aber kontraproduktiv. Wer wie der Westen Waffen liefere, sei Kriegspartei und „ist raus aus dem Kreis derer“, die Friedensgespräche vermitteln könnten.
Wenn die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock schwere Waffen für die Ukraine fordere, stelle sich die Frage: „Wo endet diese Eskalation? Wo führt sie hin?“ Ein dritter Weltkrieg sei eine durchaus realistische Konsequenz, genau wie der Einsatz von Atomwaffen. Wie viele andere habe auch er „Angst davor, dass das passiert“.
Am Ende seien Verhandlungen der einzige Weg, um den Krieg zu beenden. Wer pazifistische Alternativen ins Gespräch bringe, „wird derzeit nicht ernst genommen“. Dennoch werbe er für das Konzept der alternativen sozialen Verteidigung.
Die Sanktionen gegen Russland funktionierten und sollten verschärft werden, sagte Grässlin. Er forderte ein gestaffeltes Öl- und Gas-Embargo. Der Westen solle auf die Hälfte der Lieferungen verzichten und die Quote nach und nach steigern, um den Druck zu erhöhen, und Russland so an den Verhandlungstisch zwingen.
Dann richtete Grässlin den Blick auf Freiburg. Die Stadt nenne sich werbewirksam Green City. „Aber das stimmt nicht“, weil eine Green City auch eine Friedensstadt sein müsse. Wer sich die Stadtkasse mit der Gewerbesteuer der Rüstungsfirma Northrop Grumman Litef füllen lasse, sei davon noch weit entfernt.
Grässlin präsentierte weitere Forderungen, wie sich Freiburg zu einer Friedensstadt entwickeln könne. Ein Konzept, das sich noch im Anfangsstadium befinde, sei von der Friedensbewegung Freiburgs formuliert worden. Grässlin rief die Kundgebungsteilnehmer dazu auf, es in die Stadtgesellschaft hineinzutragen, um es auf breiter Basis weiterzuentwickeln.
Der Ostermarsch, der von über 20 Organisationen organisiert worden war, führte nach der Kundgebung über die Bertoldstraße und die Kaiser-Joseph-Straße zum Europa-Platz.